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Der 5 – Punkte – Plan der GRÜNEN

Anfang Juli hat die ÖVP Eisenstadt einen Klimaschutzantrag wenige Stunden vor Sitzungsbeginn an alle Fraktionen ausgesendet. Der Wunsch war, ihn einstimmig aufgrund der Dringlichkeit zusätzlich auf die Tagesordnung zu setzen. Peter Ötvös: „ Einen derart gewichtigen Antrag 3 Stunden vor Beginn der Sitzung, in der er beschlossen werden soll, an die anderen Fraktionen auszuschicken, ist schlichtweg Unsinn. Dieses Thema betrifft uns alle und wir müssen alle gemeinsam den richtigen Weg bzw. die richtigen und sinnvollen Maßnahmen finden. Dazu ist es wichtig, dass alle Parteien gemeinsam erarbeitete und fundierte Konzepte vorlegen. Schnellschüsse sind fehl am Platz. Es geht um uns Menschen, um die Zukunft unserer Kinder, und nicht um die Ziele oder Werbemaßnahmen Einzelner.“

Die GRÜNEN Eisenstadt haben die letzten Wochen an ihren Ideen zur Klimastrategie weitergearbeitet und auch ExpertInnen wie Daniel Johnson hinzugezogen. Anja Haider-Wallner: „Klimaschutz und Klimaanpassung werden uns noch viele Jahre intensiv beschäftigen, da braucht es gut durchdachte Konzepte.“

 

Kosten und Nutzen des Hitzestresses in Städten

Daniel Johnson—Doktorrand und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ESCP Europe Business School Berlin

„2019 ist bis jetzt ein bezeichnendes Jahr für die Folgen des Klimawandels. Hitzerekorde in mehreren EU Städten wurden gebrochen. Heißester Juni aller Zeiten beherrschte die Schlagzeilen in vielen Ländern, nicht nur in der EU, sondern auch weltweit.“

Extreme Temperaturen führen zu hohen Kosten für die Gesellschaft. Es steigen nicht nur die Kühlungskosten in Einkaufszentren und anderen klimatisierten Orten, anfällige Menschen müssen öfter ins Krankenhaus oder sterben zum Teil sogar früher. Hohe Temperaturen führen zudem auch zu zusätzlicher Belastung des Transportsektors und zu zusätzlichen Kosten durch sinkende Arbeitsleistung.

Deswegen ist es wichtig, mehr in die Begrünung unserer Städte zu investieren. Grüne Infrastruktur, das heiβt Bäume, begrünte Dächer, begrünte Straßenränder, Entsiegelung, usw. tragen dazu bei, hohe Temperaturen in Städten zu reduzieren und bieten viele weitere Nutzen. Besseres Regenwassermanagement, erhöhte Artenvielfalt und vor allem weniger urbane Hitzeinseln sind nur einige Beispiele. Ein Baum ist nicht nur ein Baum. Ein Baum spendet den Einwohnern Schatten während starker Sonneneinstrahlung. Ein Baum nimmt Regenwasser auf, das ansonsten direkt zur Kläranlage fließt. Ein Baum stellt Rastplätze für Vögel bereit. Ein Baum speichert Kohlendioxid. Und Bäume sehen auch schön aus. Wenn wir all diese Nutzen monetarisieren, kommen wir damit weit über die Kosten, einen Baum zu pflanzen und zu pflegen.

Johnson: „Das ist das Ziel des laufendes Projektes ADAPT-UHI am International Institute of Applied Systems Analysis in Laxenburg. Wir untersuchen wie klein- und mittelgroße Städte in Österreich gegen hohe innerstädtische Temperaturen kämpfen können und wie die Maßnahmen einen positiven Wert für die Gesellschaft mit sich bringen.“

Haider-Wallner: „Genau darauf basiert der erste Punkt unseres Planes, der ganz wesentlich zur Lebensqualität in Eisenstadt beiträgt. Nicht nur jetzt, vor allem in Zukunft!“:

 

NATUR STATT BETON – Schluss mit der Bodenversiegelung und Maßnahmen gegen Hitzeinseln

  • Keine weiteren Einkaufzentren am Stadtrand
  • Vorrangige Nutzung bereits versiegelter Flächen, Bei Neu-Versiegelung Ausgleichsflächen revitalisieren
  • Programme zur Fassaden- und Dachbegrünungen, Förderung nur für Objekte, für die ein umfassendes Begrünungskonzept vorliegt. Das betrifft nicht nur Dächer, sondern auch Hausmauern als natürliche Klimaanlagen.
  • Für jeden alten Baum, der aus „Sicherheitsgründen“ im öffentlichen Gut umgeschnitten wird, werden 10 neue gepflanzt.
  • Baumpflanzungen in der Fußgängerzone und anderen versiegelten Flächen so umsetzen, dass die Bäume auch gesund alt werden können*. Mit ausreichend Raum für die Wurzeln und Alternativen zu Streusalz im Winter.

 

* [Stockholmer Baumpflanz-System, hitzeresistente Bäume wie Gleditschien]

 

ERNEUERBAR STATT FOSSIL – Effiziente Energieversorgung

  • Energieeffizienzziele festlegen – Einbindung der Schulen
  • Neue Wohnanlagen nur mehr Fernwärme oder erneuerbaren Energieträgern genehmigen
  • Bis 2025 alle Dächer öffentlicher Gebäude nach Effizienzprüfung mit PV-Anlagen versehen

 

GEMEINSAM STATT EINSAM – Öffentlichen, Rad- und Fußverkehr stärken

  • Ausbau und Vorrang des öffentlichen Verkehrs, inkl. Attraktivierung der Haltestellen (begrünte Bushäuschen, Aufenthaltsmöglichkeit für Umsteigende am Domplatz…)
  • Durchgehendes Radwegenetz durch Eisenstadt
  • Förderung des zu Fuß-Gehens durch Attraktivierung der Gehstrecken

 

GESUND STATT BELASTET – Pflanzenschutz und Grünraumpflege

  • Pestizidfreie Pflege der öffentlichen Flächen
  • Strenge Kontrolle der Einhaltung der gesetzlichen Auflagen zum Ausbringen von (leider noch nicht verbotenen) Spritzmitteln:
    Keine Behandlung bei Windgeschwindigkeit über 5m pro Sekunde
  • Keine Behandlung bei über 25 °C
  • Maximale Fahrgeschwindigkeit in sensiblen Bereichen 5 km/h
  • Sinnvolle Pflege zur Erhaltung von Naturschutzflächen wie dem Halbtrockenrasen in St. Georgen.

 

MUTIG STATT ZAGHAFT –  Nachhaltigskeitsberichte als Nachweis der Umsetzung

  • Jeder Beschluss im Gemeinderat wird auf dessen Klimawirksamkeit überprüft
  • Jährlich legt die Gemeinde einen Nachhaltigkeitsbericht, um den Fortschritt in der Umsetzung der Klimastrategie darzustellen
  • Klimaschutz in der Gemeinde bekommt einen Fixplatz im Amtsblatt

 

Anja Haider-Wallner: „Wir werden bis zur nächsten Sitzung mit allen Fraktionen Gespräche führen. Unser Ziel ist, fristgerecht einen gemeinsamen Antrag einzubringen, den alle mittragen können UND der konkrete Schritte enthält. Ein so wichtiges Thema braucht Vorbereitung und Abstimmung. Die Zeit wollen wir uns gerne nehmen. Es geht um nichts weniger als die Zukunft unserer Kinder.“

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